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Künstler: Riverside

Album: Second life syndrome

Erscheinungsjahr: 2005

Anspieltipp: Conceiving you

Autor: Markus

Das kultige Musiklabel Inside Out bürgt seit jeher für außerordentliche Qualität im Progressive Rock Sektor. Neben gestandenen Größen wie Spock’s Beard, Devin Townsend oder Threshold gibt es auch immer wieder eher unbekannten Kapellen eine Möglichkeit, ihre Vorstellung emotionaler und extravaganter Tonkunst unter die Leute bringen zu können. Obwohl die polnische Formation Riverside mit ihrem letztjährigen Debutalbum „Out of myself“ in etlichen Fachzeitschriften für Furore sorgen und eine nicht unbeachtliche Anzahl von Musikfreunden begeistern konnte, blieb die Band einer breiteren Öffentlichkeit weitgehend verschlossen. Diese Tatsache soll sich mit dem Erscheinen des Zweitwerks „Second life syndrome“ grundlegend ändern, weshalb die Osteuropäer ein ambitioniertes und teilweise hochkomplexes Album zusammengestellt haben, das gekonnt Melancholie mit spielerischer Versiertheit und eindrucksvollen Melodien verbindet. Stilistisch bewegt sich das Quartett dabei in der Schnittmenge aus (neueren) Anathema auf der einen und Progressive Rock Größen der Marke Dream Theater auf der anderen Seiten, bringt aber zu jeder Zeit genug Eigenständigkeit mit, um nicht als Plagiat der soeben aufgeführten Kapellen gehandelt werden zu können.

Eröffnete das Erstwerk der sympathischen Formation eine Trilogie, welche den Selbstfindungsprozess eines Protagonisten thematisiert, so setzt man auf „Second life syndrome“ dieses Konzept entsprechend fort. Passend zu dieser facettenreichen lyrischen Ummantelung bedient man sich daher den verschiedenartigsten musikalischen Ausdrucksformen. In diesem Zusammenhang sei zunächst auf das äußerst variable Organ von Sänger Mariusz Duda hingewiesen, der neben der Darbietung seiner eindrucksvollen, mit melancholischem Unterton versehenen cleanen Vocals auch mal Ausflüge in deutlich aggressivere Gefilde unternimmt und bisweilen zum Metal Shouter mutiert. Einen weiteren tragenden Pfeiler des bandeigenen Soundgerüstes stellt das furiose Gittarenspiel von Piotr Grudzinski dar, welches sich wahlweise songdienlich unterordnet oder im unmittelbaren Vordergrund platziert ertönt. Auch die der Atmosphäre äußerst förderlichen, niemals penetrant wirkenden Keyboards wissen zu gefallen, verleihen der Formation ein weiteres Quäntchen Eigenständigkeit und tragen zu einem überaus stimmigen Gesamtbild bei.

Neben der Instrumentierung ist auch das Songmaterial auf „Second life syndrom“ als durchgängig hochklassig einzustufen. Zwar wirkend während der ersten Hördurchläufe einige Arrangements schwer nachvollziehbar, hat man die Scheibe jedoch erst einmal erschlossen, offenbart sich dem Hörer ein Album, welches über die volle Distanz von knapp 65 Minuten als spannend und mitreißend empfunden wird. Im Zentrum des Albums steht dabei der monumentale Titeltrack, welcher alle Facetten des bandeigenen Klanggerüstes nach außen kehrt und die verschiedenartigsten Emotionen zum Ausdruck bringt. Im krassen Gegensatz zu dieser über 15minütigen Komposition steht die wesentlich prägnanter daherkommende Ballade „Conceiving you“, welche durch eine eindrucksvolle Gesangsleistung und nicht von der Hand zu weisendes Ohrwurmpotential glänzt. „Dance with the shadows“ hingegen ist ein düsteres Songmonster, welches zwischen Wut und Hoffnungslosigkeit hin- und her pendelt und in einem grandiosen Gitarrenpart gipfelt, während das abschließende „Before“ in Tristesse versinkt und das Album - von der eruptiv aufwallenden letzten Passage des Songs abgesehen - eher getragen beendet.

Riverside gelingt mit „Second life syndrome“ ein wirklich beeindruckendes Album, welches die Kapelle ein großes Stück nach vorne bringen und der Band einen enormen Popularitätsschub verpassen wird.

 

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